Im Schuljahr 2018/19 führte ich mit Schüler_innen der siebten Klassen an der Wilhelm-Busch-Schule in
Wesseling ein Projekt im Rahmen von Kultur und Schule durch. Der recht provokante Titel des Projekts
erklärt im Prinzip das Konzept der AG. Denn Bildmanipulation ist heutzutage aus der Film, TV und
Presselandschaft nicht mehr wegzudenken.
Als Aufänger knöpfen wir uns Heidi Klum vor. Sie ist mit ihrer Show „Germanys Next Topmodel“ in der
Zielgruppe der 14-29 Jährigen bekannt, beliebt und prägt die Schönheitsideale der Jugendlichen.
Was allerdings die wenigsten Schüler_innen wissen, ist der Fakt, dass Heidi Klum’s Schönheitschirurg
Photoshop heißt: mit 46 Jahren ist ihre Haut keineswegs mehr faltenfrei und makellos, wie es auf den
Plakatwänden suggeriert wird.
Dadurch wird ein Zerrbild der Realität erzeugt, welches für die Jugendlichen
schwer zu durchschauen ist. Wer hat schon den Vergleich und sieht Heidi Klum und ihre Topmodels
morgens ungeschminkt vor dem Aufstehen und vor der digitalen Retusche?
Daher haben wir in der AG selber Hand angelegt und diverse Bilder retuschiert, um uns die modernen
Möglichkeiten bewusst zu machen. Wir benutzten dazu das freie Äquivalent zu Photoshop, das
Bildbearbeitungsprogramm „Gimp“.
Zuerst war es nötig diverse Techniken zu erlernen. Was sind Ebenen, Masken, Bildmodi? Welche
Anforderung werden an ein gedrucktes Bild gestellt und welche eine rein digitales? Was ist der Unterschied
zwischen einem Jpeg und einem Tif? Was macht ein Verflüssigen-Filter und was ein Stempel-Werkzeug?
Wie wird abgespeichert und wie geht es im Programm mehrere Schritte zurück?
Die Schülerinnen und Schüler sollten sich erst einmal an Bildern austoben, welche sie zufällig aus dem
Internet heraussuchten. Der Kölner Dom bekam somit drei Domspitzen, ein Bodybuilder wurde zum dünnen
Strichmännchen und eine bekannte amerikanische Pop-Diva wurde verzerrt, geglättet und mit
(Ein-)Hörnern verziert. Zum Schluß überließ ich den Schülerinnen und Schülern, ob sie ein ausgewähltes Bild
aufübschen (Beauty Retusche) oder gänzlich verformen und verunstalten wollen.
Die entstandenen Werke zeugen einerseits von der Kreativität der Schüler_innen, die auf vielfältige, neue
Ideen kamen. Andererseits zeugen sie von der Macht der heutigen Möglichkeiten, die Realität mit Hilfe des
Computers extrem zu verändern.
Fazit: Der Spruch „ein Bild lügt nicht“ gilt schon lange nicht mehr, denn der Computer ist heutzutage ein
mächtiges Werkzeug zu deren Manipulation (Was in Zeiten von „DeepFakes“ allerdings genauso für
bewegte Bilder gilt). Die Schüler_innen haben neben einem Erkenntnisgewinn aber auch einfach sichtlich
Spaß daran, digital zu experimentieren und neue Techniken auszuprobieren.
©Wolfgang Sturm ; Köln 2019
Heidi isn`t 22 anymore